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Start-up Reihe: INCLUSYS

Mit einer smarten Uhr, die mehr als nur die Zeit anzeigt, will INCLUSYS das Leben von Menschen mit kognitiven Einschränkungen erleichtern. Die Smartwatch „Zeitkompass“ bringt Struktur in den Alltag und hilft dabei, die Zeit im Blick zu behalten – für mehr Selbstständigkeit und weniger Stress.

Das Start-up Unternehmen INCLUSYS ist spezialisiert auf die Unterstützung von Menschen mit kognitiven Einschränkungen wie ADHS und Autismus sowie Kindern, die noch keine Uhr lesen können. Ihr Hauptprodukt, die Smartwatch „Zeitkompass“, soll die Zeitorientierung und das Zeitmanagement für diese Zielgruppen erleichtern. Für viele Betroffene ist es eine tägliche Herausforderung, den Überblick über den Tagesablauf zu behalten – sei es, weil sie die Uhrzeit nicht richtig lesen können oder weil sie Schwierigkeiten haben, Abläufe und Termine zu organisieren. „Wir möchten mit unserer Technologie genau hier ansetzen und den Alltag für die Betroffenen strukturierter und stressfreier gestalten“, sagt Hauke Wendt, Gründer des Unternehmens.

INCLUSYS nahm seinen Anfang als studentisches Projekt an der Universität Würzburg im Studiengang „Mensch-Computer-Systeme“. Mitgründer Wendt brachte eine persönliche Motivation in die Entwicklung des Startups ein: „Mein Bruder, der an Epilepsie leidet, hatte immer wieder Schwierigkeiten mit der Zeitorientierung und dem Organisieren seines Alltags“, erzählt er. Aus dieser persönlichen Erfahrung heraus entstand die Idee, eine Technologie zu entwickeln, die Menschen mit ähnlichen Herausforderungen hilft.  Was als universitäres Projekt begann, entwickelte sich schnell zu einem größeren Vorhaben, aus dem die Smartwatch „Zeitkompass“ entstand – eine Lösung, die Menschen mit kognitiven Einschränkungen effektiv unterstützt.

Die Uhr neu erfunden

Zeitkompass ist eine speziell entwickelte Smartwatch, die Menschen mit kognitiven Einschränkungen im Alltag unterstützt. Für wen eignet sie sich besonders gut? Personen mit starkem ADHS haben beispielsweise oft Schwierigkeiten, den Überblick über ihren Tag zu behalten und sich an Zeitvorgaben zu orientieren. Zeitkompass hilft ihnen dabei, strukturierte Tagespläne zu visualisieren, was ihr Zeitgefühl fördert, ohne sie durch überflüssige Informationen zu überfordern. Auch für Menschen im Autismus-Spektrum sind klare Strukturen und Vorhersehbarkeit im Alltag besonders wichtig. Das Produkt bietet auch ihnen eine visuelle Unterstützung, um sich auf Veränderungen im Tagesablauf vorzubereiten. Darüber hinaus sind natürlich viele jüngere Kinder noch nicht in der Lage, klassische Uhren zu lesen. Die Smartwatch zeigt ihnen durch einfache Symbole und visuelle Hinweise, was als Nächstes passiert, und hilft ihnen dabei, ein Gefühl für Zeit zu entwickeln. Und Menschen mit kognitiven Einschränkungen, z. B. Epileptiker, haben ebenfalls häufig Schwierigkeiten, komplexe Zeitangaben zu erfassen. Durch die hervorgehobenen Aktivitäten und den Fokus auf Zeitorientierung unterstützt die Uhr ihre Selbstständigkeit.

Insgesamt hilft Zeitkompass diesen Gruppen, den Alltag besser zu organisieren und ein Gefühl der Sicherheit und Struktur zu entwickeln. Durch ihre benutzerfreundliche Visualisierung zeigt sie übersichtlich Tagespläne an, hebt aktuelle Aktivitäten hervor und ermöglicht es den Nutzern auch zu erkennen, wie lange eine Aufgabe noch dauert. Dies verbessert die Zeitorientierung und hilft, den Tag strukturierter zu gestalten.

„Im Vergleich zu herkömmlichen, analogen Hilfsmitteln wirkt Zeitkompass modern und unauffällig, was insbesondere bei Kindern wichtig ist, da die Uhr nicht stigmatisierend ist“, sagt Wendt. Außerdem ist die Smartwatch interaktiv und passt sich den individuellen Bedürfnissen der Nutzer an – ein großer Vorteil gegenüber starren, analogen Systemen. 

Damit du immer weißt was ansteht

Neben der Smartwatch bringt INCLUSYS bereits eine Tablet-App auf den Markt, die den Nutzern eine erste digitale Unterstützung im Alltag bietet. Mit der App lassen sich Tagespläne erstellen und visualisieren, die dann von den Nutzern einfach abgelesen und umgesetzt werden können. Der Gründer erklärt: „Die App ist so gestaltet, dass sie auch ohne technisches Vorwissen leicht bedient werden kann und bietet dieselben Vorteile wie die geplante Smartwatch, besonders bei der Strukturierung und Orientierung im Tagesablauf.“ Dieses erste Produkt von INCLUSYS ist ein wichtiger Schritt, um die Zielgruppe bereits jetzt bei der Alltagsplanung zu unterstützen, während die Entwicklung der Smartwatch weiter voranschreitet. Die App ist ab sofort in einer kostenlosen Testversion für iPads und Android Tablets verfügbar, so kann das System unverbindlich ausprobiert werden. 

 

Wissenschaftlich bewiesen

Zeitkompass durchlief schon umfassende Pilotstudien in Zusammenarbeit mit der Universität Würzburg und Partnereinrichtungen wie dem ZFK Würzburg, um die Wirksamkeit zu validieren. In diesen Tests wurde die Smartwatch von Menschen mit kognitiven Einschränkungen in alltäglichen Situationen genutzt, um ihre Zeitorientierung und das Verständnis von Tagesabläufen zu verbessern. „Die Ergebnisse waren beeindruckend“, erzählt Wendt. „Vor der Nutzung des Zeitkompass konnten nur 38 % der Probanden anstehende und vergangene Aktivitäten korrekt benennen. Mit der Smartwatch stieg diese Zahl auf 93 %.“ Das ist eine signifikante Verbesserung der Zeitorientierung und des Zeitmanagements. Diese Ergebnisse zeigen, dass Zeitkompass den Alltag der Nutzer erleichtert und eine nachweisbare Unterstützung bietet, um Zeitabläufe besser zu handhaben.

Inklusiv und bezahlbar

INCLUSYS hat bereits an diversen Accelerator-Programmen teilgenommen, wie den Campus Founders in Heilbronn und dem XPLORE Market Pioneer in München. Diese Programme unterstützen das Startup dabei, den Markteintritt professionell vorzubereiten und das Produkt weiterzuentwickeln. Dem Unternehmen ist dabei wichtig, Zeitkompass in das GKV-Hilfsmittelverzeichnis zu integrieren. Das macht die Smartwatch künftig über Krankenkassen verfügbar. „Dadurch könnte das Produkt für Menschen mit kognitiven Einschränkungen finanziell zugänglich werden, ohne dass die Nutzer selbst hohe Kosten tragen müssen“, so Wendt. Hoher sozialer Anspruch und die technologische Expertise gehen bei INCLUSYS Hand in Hand.