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Den Medizintechniktraum verwirklicht – Maja Krämer im Porträt

Maja Krämer wollte schon als Kind Menschen helfen. Heute entwickelt sie bei der Paul Hartmann AG Wundversorgungsprodukte, um Menschen das Leben mit chronischen Wunden zu erleichtern. Mit ihr setzen wir unsere Serie fort, in der wir Pionierinnen mit ihren Geschichten in der Medizintechnik vorstellen.

„Ich kann mich noch gut erinnern, als ich in der Grundschule während der Sommerferien mein Biologiebuch studiert habe. Anstatt vor der Familie zu singen, wie das Kinder oft machen, habe ich dann sehr stolz den menschlichen Körper erklärt“, erzählt Krämer schmunzelnd. Sie wusste schon früh, dass sie etwas in Richtung Medizin machen möchte. Gleichzeitig fand sie in der Schule Gefallen an technischen Fächern. Nach dem Abitur wollte sie sich allerdings nicht zwischen Arztkittel und physikalischen Experimenten entscheiden. Krämer wählte für sich stattdessen den Studiengang Biomedizintechnik an der University of Science in Krakau.

Heimisch im Weltzentrum für Medizintechnik

„Ich wusste nicht, was konkret auf mich zukommt, aber war sehr positiv überrascht, da das Studium genau meine Stärken und Interessen abbildete“, erzählt Krämer. Das erkannte auch ein Professor und ermöglichte ihr, nach dem Diplom ein freiwilliges Praktikum in Deutschland zu machen. Stolz über die Chance packte sie mit 22 ihre Siebensachen und reiste ins rund 800 Kilometer entfernte Tuttlingen nach Baden-Württemberg. „Als ich damals nach Tuttlingen kam, sah ich links und rechts Medizintechnikunternehmen, das war der Wahnsinn für mich.“ Die Diplom-Ingenieurin wusste von Anfang an, dass sie hier ihre Familie gründen, und ihre Zukunft gestalten kann.

Wie Anna Goldworthy aus unserem letzten Porträt sammelte auch Maja Krämer ihre ersten praktischen Erfahrungen in der Medizininformatik und programmierte AR- und VR-Anwendungen für Navigationssysteme in der Medizin. Doch damit nicht genug: „Ich persönlich wusste, dass Materialwissenschaft meine Stärke ist und da ich zu diesem Zeitpunkt noch keine berufliche Erfahrung in der Materialwissenschaft hatte, habe ich entschieden, noch ein Praktikum in diesem Bereich zu machen“, erzählt Krämer.


Maja Krämer im Labor„Wenn man sieht, dass sich Optionen eröffnen, sich beruflich weiterzuentwickeln, sollte man auf jeden Fall diesen Schritt gehen. Mein Ziel damals war es, etwas zu machen, was mir bereits in Kindertagen wichtig war – Menschen zu helfen.“

Maja Krämer - Research & Development Managerin bei Paul Hartmann AG


Im Dialog mit ärztlichem Fachpersonal

Seit ihrem Praktikum arbeitet Krämer als Produktentwicklerin im Research & Development Team der Paul Hartmann AG und realisiert verschiedene Projekte von Unterdrucktherapie bis hin zu post-op-dressings, also Wundauflagen, die man nach der OP einsetzt. Letztere sollen den Patientinnen und Patienten das Leben mit chronischen Wunden erleichtern. Damit das gelingt, steht die Produktentwicklerin im ständigen Austausch: „Ärzte und Fachkräfte begleiten den gesamten Prozess, damit wir etwas entwickeln, das später zum Einsatz kommt und den Menschen helfen kann.“

Mit Entwicklung, Umsetzung, Verifizierung und Zulassung vergehen ca. drei bis fünf Jahre, bis ein Produkt marktreif ist. Die eigenen Produkte später im Einsatz zu sehen, motiviert Krämer für ihre Arbeit. „Als ich mal mit meiner Tochter im Krankenhaus war, hat sie dort eine Wundauflage von uns von Hartmann bekommen. In diesem Moment war ich erleichtert, weil ich wusste, das ist ein gutes Produkt, das man mit ruhigem Gewissen auch in der eigenen Familie einsetzen kann“, erzählt Krämer.

Ihr Einsatz brachte ihr mehr Verantwortung. Aktuell hat Krämer auch für höchst klassifizierte Produkte aus der Risikoklasse drei den Hut auf. Dabei entwickelt sie nicht nur die jeweiligen Produkte, sondern setzt auch die neue Medizinprodukteverordnung (MDR) um: „Für unsere Arbeit bedeutet die MDR großer Dokumentationsaufwand, was nicht schlimm ist. Denn wir lernen ja auch unsere Produkte umso besser kennen.“ Für Hartmann bedeutet die MDR mehr Dokumentationsaufwand. Im Vordergrund bleibt dabei, dass die Produkte zu 100 Prozent sicher für die Patientinnen und Patienten sind.

Auf der Zielgeraden

Der Gedanke, Menschen helfen zu können, erfüllt die Entwicklerin. Allerdings steigen damit auch ihre Ansprüche an sich selbst. Denn sie möchte die Produkte immer noch weiter verbessern. Krämers Engagement und Ausdauer ließen sie viele Hürden überwinden: „Am Anfang war ich hier in Deutschland allein, weit weg von der Familie und ohne Sprachkenntnisse. Ich kämpfte innerlich mit dem Gedanken  ,Du musst stark bleiben, du kannst hier deine Ziele erreichen!‘“ Krämer blieb also in Deutschland, lernte die Sprache, absolvierte ihr Masterstudium in Medizintechnik und gründete auch schließlich ihre Familie hier. „Innerhalb von acht Jahren kann ich sagen, dass ich mir meine Träume aus der Abiturzeit erfüllen konnte und jetzt da bin, wo ich sein wollte, da kann man im Nachhinein auch stolz auf sich selbst sein, dass man nicht aufgegeben hat“, erzählt sie mit einem Lächeln im Gesicht.


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Auch Anna Goldsworthy, Geschäftsführerin des Medical Valleys, ist Teil unserer Serie, in der wir Pionierinnen mit ihren Geschichten und Erfahrungen in der Medizintechnik vorstellen. Ihr komplettes Porträt finden Sie hier.